Mittwoch, 5. Februar 2014

Zizek in Teheran (68)



„Der Übersetzer wurde in ganz Teheran berühmt. Erst als

Regisseur/
Drehbuchautor/
Schauspieler

von bzw. in Kinofilmen, dann als

Regisseur/
Drehbuchautor/
Schauspieler

von bzw. in Teheraner Telenovellas.“

Und obwohl dieser Ruhm, LeserIn, aus jener - mit sich selbst abgeschlossenen – Wette resultierte, daß er bei jedem beliebigen Teheraner Literaturwettbewerb mit einem grottenschlechten, politisch jedoch grottenkorrekten Text reüssieren würde können, ließ sich, wie nicht anders zu erwarten, der Übersetzer von seinem Ruhm als

Regisseur/
Drehbuchautor/
Schauspieler

hin-, und von seiner Berufung zum Schriftsteller wegreißen, um an seine Berufung als

Regisseur/
Drehbuchautor/
usw.

zu glauben.

„Aber im Grunde hatte er Schriftsteller werden wollen. Und blieb, auch auf den Höhepunkten seines Hin- und Weggerißenseins von seinem Ruhm als

Regisseur/
Drehbuchautor/
usw.

seinem Vorsatz, Schriftsteller werden zu wollen, treu. Wie er mir während eines Spaziergangs am Teich mitteilen sollte, die Spaziergänge am Teich sind inzwischen eine Art - zwar nicht häufig jedoch gelegentlich stattfindendes - Ritual, wie er mir also bei einem Spaziergang am Teich mitteilen sollte, habe er auch auf dem Höhepunkt seines Ruhms als

Regisseur/
Drehbuchautor/
usw.

heimlich weitergeschrieben, heimlich, weil in den Jahren des Ruhms als

Regisseur/
Drehbuchautor/
usw.

ihm das Schreiben wie ein obszönes Geheimnis vorgekommen war, das er vor der Öffentlichkeit, Verwandten und Freunden schützten hätte müssen.“

Aber Du mußt Dir das Schreiben des Übersetzers nicht als literarisches vorstellen, LeserIn, resp. nicht als rein literarisch. Auch die literarischsten seiner literarischen Texte - das Oeuvre des Übersetzers umfaßt bis auf Ausnahmen nur kurze bis sehr kurze Texte - auch die literarischsten seiner literarischen Texte (sagt, bei einem jener Spaziergänge, am Teich, der Übersetzer dem Gefängnisarzt), würden sich wie Essays lesen (mitunter aber erst auf dem zweiten Blick), wie politische Essays, umso politischer je näher die Revolution heranrückt.

Über den Inhalt jener mehr essayistisch-politischen als literarischen Texte will ich nichts wissen. Kann mir schon vorstellen ... Du nicht, LeserIn? Ich weiß. Don’t worry, der Gefängnisarzt berichtet eh unaufgefordert.

wird fortgesetzt

Keine Kommentare: