Samstag, 28. Juli 2012

Zizek in Teheran (6)

7

Warum er den Frauen überhaupt nachjagt, möchte ich wissen, und davonläuft, bevor er mit ihnen intim wird.

- Das sollen Sie mir doch sagen.

Und kippt ohne Übergang ins Verrückte:

Die licht- und wärmespendende Kraft der Sonne, die Ursache alles Lebens auf der Erde, ist eine Lebensäußerung Gottes. Weshalb denn auch die der Sonne gezollte göttliche Verehrung zwar nicht die volle Wahrheit in sich schließt, aber doch einen - von der Wahrheit nicht allzuweit sich entfernenden - Kern derselben enthält.

- Das schon wieder ... Sie reden entweder über Ihre Impotenz, oder Sie kippen in diese - seltsame Rede. Über Gott und die Strahlen. Das ist doch verrückt.

- Ich sage das, was mir einfällt.

- Das mit Gott und den Nerven, das sind keine Einfälle. Das muß man auswendig gelernt haben. Das sind die Worte eines Verrückten, eines intelligenten Verrückten, aber Sie sind nicht verrückt.

Wollte sagen: Sie sind weder verrückt noch besonders intelligent, sage es aber nicht. Aber bauernschlau.

Der Gefängnisarzt würde am liebsten aufstehen und gehen.

- Tut mir leid, aber ich kann nicht mehr kommen.

- ‚Ich kann nicht kommen‘ kann noch etwas anderes heißen.

- Meine Zeit ist um. Ich muß gehen.

Macht er in der Analyse am Ende dasselbe wie bei den Frauen? Daß er weggeht oder, um von seiner Impotenz abzulenken, von Gott spricht? Warum muß er aber, um von seiner Impotenz  abzulenken - von der er selbst immer anfängt - diesen auswendig gelernten Text rezitieren? Ich muß herausfinden, was das für ein Text ist. Aber ich kann mich an keinen Satz mehr erinnern. Wenn er von diesen Vögeln und Nerven und Gott spricht, umhüllt mich eine Wolke, und wenn er schweigt, ist die Wolke dahin.

wird fortgesetzt

Keine Kommentare: